Grußwort

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser!

Ich schreibe Ihnen hier als reiner Dilettant. Nämlich als solcher, der aus und zum Vergnügen mit Leidenschaft liest. Und als solcher habe ich erfahren, wie die Werke von W.G. Sebald auf ganz eigenartige Art zu Herzen gehen.

Dabei scheint es mir, als ob das Werk von Sebald seltsam unbehaust in der Landschaft der Deutschen Nachkriegsliteratur stünde. Dafür, dass es immer wieder um das Thema „Erinnerung und Gedächtnis“ kreist, sind er und sein Werk dem öffentlichen Bewusstsein in Deutschland doch sehr abhanden gekommen.

So waren es auch holländische Freunde, die mich, als sie im Jahr 2004 erfuhren, dass ich ins Allgäu ziehen würde, auf einen außerordentlichen Autor dieses Namens aus dieser Region aufmerksam gemacht haben. Und tatsächlich sprach ich Kollegen, bei denen ich ein entsprechendes Interesse vermutete, auf ihn an. Aber ich traf nur auf Unkenntnis. Und so vergaß auch ich ihn.

Erst sehr viel später stieß ich wieder auf ihn, und zwar in englischer Übersetzung, später dann im deutschen Original. Und war zutiefst beeindruckt. Schwer erträglich erschien mir die fast völlige Verdrängung, der er – gerade auch hier in seiner Heimatregion – anheimzufallen schien. Umso mehr in einer Zeit, in der bestimmte Kräfte eine Revision der Deutschen Erinnerungskultur um 180 Grad fordern.

Ein Mann, der Weltliteratur geschaffen hat, wird im eigenen Land nicht mehr gehört.

Also suchte und fand ich Gleichgesinnte. Mit ihnen ist es gelungen, die Deutsche Sebald-Gesellschaft e.V. zu gründen, und einen Sebald gewidmeten Literaturwettbewerb zu initiieren. Der Zweck des Vereins besteht darin, das Werk von W. G. Sebald vor allem für eine neue und junge Leserschaft zu erschließen und die Rezeption seines Werkes zu befördern. Dem dient der Anreiz zur Beschäftigung und Publikation mittels eines regelmäßig durch den Verein zu vergebenden Preises, der die beste deutschsprachige literarische Arbeit zum Thema „Erinnerung und Gedächtnis“ auszeichnen soll.

Ich würde mich sehr freuen, wenn unser Anliegen Ihr Interesse finden würde. Gemeinsam sollte es uns gelingen, dem Werk Sebalds und seinem Autor den Platz im öffentlichen Deutschen Bewusstsein zu schaffen, den sie ohne jeden Zweifel verdienen.

Ich grüße Sie herzlich
stets Ihr

Ricardo Felberbaum
(Gründungsvorsitzender der Deutschen Sebald Gesellschaft)